Heinrich Schickhardt (1558-1635)
Die rege Bautätigkeit in Württemberg während der Renaissancezeit dokumentiert das Lebenswerk des herzoglichen Baumeisters und Ingenieurs Heinrich Schickhardt (1558-1635). Über das Schaffen keines anderen Zeitgenossen nördlich der Alpen weiß die Forschung so umfassend Bescheid.
Ab 1630 verfasste Schickhardt eigenhändig ein in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart befindliches Inventar seiner Vermögenswerte samt Verzeichnis diverser Projekte.
Das Stuttgarter Hauptstaatsarchiv besitzt außerdem den umfangreichen Nachlass an Plänen und Entwürfen (Bestand N 220). Zur Bewältigung der Schickhardt übertragenen Aufgaben standen ihm nach eigenen Angaben weitere Baumeister zu Seite.
Seinen Erfahrungsschatz sammelte der in Herrenberg geborene Architekt und Ingenieur als Mitarbeiter des damaligen württembergischen Landbaumeisters Georg Beer, dem Verantwortlichen für das 1592 fertiggestellte Lusthaus in Stuttgart. Schickhardt reiste zweimal nach Italien, wo er die neuesten Architekturrichtungen skizzierte. Er veröffentlichte 1602 auf Wunsch Herzog Friedrichs I. das Tagebuch der gemeinsamen Reise von 1599 bis 1600.
Berufliches - Heinrich Schickhardt, der Baumeister und Ingenieur
Als Architekt war Schickhardt verantwortlich für
Hochbauten:
- Kirchen, Schlösser, Festungen,
- öffentliche Gebäude – Rathäuser, Amtshäuser, Schulen, Pfarrhäuser, Bäder, - Fruchtkästen, Viehhäuser, Maierhöfe,
- Bürgerhäuser und
als Städteplaner.
Als Ingenieur übernahm er Aufgaben bei der Bauaufnahme – Dokumentation – und Bauüberwachung im Bereich von
- Tiefbau, Straßenbau, Kanalisierung
- Wasserbau mit Stollen, Kanälen, Seen, Holzflößerei, Brunnen und Pumpen
- Brücken
- Mühlen – wie Getreide-, Gerb-, Pulver-, Draht-, Schleif- und Walkmühlen
- Eisenschmieden und Münzwerken
- Keltern
- Bergbau für Erz, Kohle, Torf
- Salinen und
- Kalköfen.
Außerdem war er landschaftsgärtnerisch für die Anlage von Lustgärten und Parks verantwortlich (Pomeranzengarten in Stuttgart und Leonberg)
Als Feldmesser und Kartograph erstellte er im Auftrag Herzog Friedrichs eine Landkarte zum Pays de Montbéliard (Mömpelgart und Umgebung) und vermaß den Neckar als Maßnahme zur Förderung der Flößerei und der Schifffahrt.
Als Reiseschriftsteller veröffentlichte er im Auftrag von Herzog Friedrich die Beschreibung der gemeinsamen Reise nach Italien 1599-1600.
Zeittafel zum Leben Heinrich Schickhardts
1558 geboren in Herrenberg
1578 Dienstantritt beim württembergischen Landbaumeister Georg Beer
1581 Arbeit am Lusthaus in Stuttgart
1584 Heirat mit Barbara, Tochter des Herrenberger Bürgermeisters Johannes Grüninger
1586-89 Erweiterung des Alten Rathauses in Esslingen
1598, 1599-1600 Reisen nach Italien
1599 Beginn der Planungen für Freudenstadt
1601-1607 Errichtung St. Martin in Mömpelgard
1601-1615 Bau der Winkelhakenkirche in Freudenstadt
1608 Ernennung zum württembergischen Landbaumeister
1609 Planung für den Pomeranzengarten in Leonberg
1618-1619 Neubau der Stadtkirche in Göppingen
1630-1632 Erstellung eines Inventar über sein Vermögen und ein Verzeichnis seiner Arbeiten
1635 gestorben in Stuttgart infolge einer Verletzung durch einen kaiserlichen Soldaten
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Literatur:
- Lorenz, Sönke / Setzler, Wilfried: Heinrich Schickhardt, Baumeister der Renaissance. Leben und Werk des Architekten, Ingenieurs und Städteplaners. Leinfelden-Echterdingen 2000.
- Neue Forschungen zu Heinrich Schickhardt. Herausgegeben von Robert Kretzschmar. Beiträge einer Tagung des Württembergischen Geschichts- und Altertumsvereins und des Hauptstaatsarchivs Stuttgart am Samstag, dem 15. Januar 2000 im Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Stuttgart 2002.
Darin enthalten:
Eberhard Merk: Schickhardiana im Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Ein Verzeichnis der Archivalien zu Heinrich Schickhardt in dessen Beständen, S. 179-187.
Eberhard Merk: Bibliografie zu Heinrich Schickhardt, S. 189-210.
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